Interview: Networking in Zeiten von Social Distancing

von Samuel Held and Julia Unverzagt, GIZ/EUKI

Das EUKI-Projekt Accelerating climate action buildings- Strengthening civil society and policy makers in Romania and Bulgaria zielt darauf ab, Akteure aus Kommunen und Zivilgesellschaft dabei zu unterstützen, Gebäudesanierungsstrategien in lokale und nationale Energie- und Klimapläne zu integrieren. Wir haben mit Leea Mihaila gesprochen, PR- und Kommunikationsbeauftragte bei der Durchführersorganisation Romanian Network of Energy Cities (OER), die auch Teil des BEACON-Netzwerks ist. Die aktuelle Pandemie beeinflusst weitgehend die tägliche Arbeit von OER, aber Leea betont auch das verborgene Potenzial der Krise zur Umgestaltung der Gesellschaft und für eine gesündere Zukunft.

Veröffentlicht: 24. April 2020
Brasov

Leea, wie wirkt sich die aktuelle Krise auf die Arbeit in Euren EUKI-Projekten aus?

Unsere gesamte Gemeinschaft geht durch unvorstellbare Zeiten, aber wir versuchen, die besten Entscheidungen für die Fortsetzung unserer Projekte, Missionen und Pläne zu treffen. Wir müssen uns an einen ganz neuen Lebensstil anpassen, ohne unsere Produktivität oder die von uns gesetzten Meilensteine und Ziele zu beeinträchtigen. Wir glauben, dass es wesentlich ist, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind, um erfolgreich zu sein. Deshalb haben wir die notwendigen Planänderungen nie als erzwungene Maßnahmen betrachtet, sondern als Neuanpassungen.

Leea-Mihaila
Leea Mihaila, PR- und Kommunikationsbeauftragte bei OER; Foto: OER

Welche Art von Maßnahmen ergreift Ihr, um die Zusammenarbeit mit Euren Partnern gerade jetzt aufrechtzuerhalten? Wie können bestehende Netzwerke und Austauschformate bestehen bleiben?

Wir waren von Anfang an proaktiv, haben die aktuelle Situation ernst genommen und sind mit jeder Aufgabe, jeder Sitzung und jedem Entscheidungsprozess online gegangen. Wir arbeiten mit Kommunen zusammen, die im Moment viel zu tun haben. Wir passen demnach unsere Unterstützung ständig auf ihre Bedürfnisse an -auch um und das Netzwerk, zu dem wir alle gehören, zu stärken. Auch wenn wir isoliert voneinander arbeiten, können wir gemeinsam noch mehr tun, daher sind unsere Gemeinschaft und der dort stattfindende Austausch unsere wertvollsten Güter.

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BEACON
BEACON Broschüre

Wir waren von Anfang an proaktiv, haben die aktuelle Situation ernst genommen und sind mit jeder Aufgabe, jeder Sitzung und jedem Entscheidungsprozess online gegangen.

Leea Mihaila, Romanian Network of Energy Cities (OER)

Welches Potenzial birgt die Digitalisierung zur Förderung des Klimaschutzes – nicht nur in Krisenzeiten, sondern generell?

Die Digitalisierung von Formaten ist eine gute Alternative. Eine, die wir bisher nur marginal genutzt haben, die aber jetzt ihr Potenzial voll und ganz unter Beweis stellt. Es stimmt, dass physischer Kontakt im Vergleich zu sozialer Distanzierung oder Live-Veranstaltungen im Vergleich zu Online-Versammlungen eher Ideen, Gedanken und Brainstorming inspirieren können. Aber angesichts der aktuellen Krise und der schon früher von uns empfundenen Notwendigkeit, langsamer zu werden, weniger zu reisen und das Klima zu schützen, können wir alle nur danach streben, das Beste aus der Digitalisierung herauszuholen.

 Glaubst Du, dass die aktuelle Krise nur eine Bedrohung für den Klimaschutz ist, oder kann sie auch das Potenzial haben, den Klimaschutz voranzutreiben?

Die gegenwärtige Zeit ist eine perfekte Gelegenheit, alle unsere Trümpfe neu zu überdenken: von den lokalen Ressourcen bis zur Luftqualität, vom Energiemanagement bis zur Reduzierung unserer CO2-Emissionen, von der städtischen Infrastruktur bis zur nachhaltigen Mobilität, von der Lebensqualität bis zur Qualität der Gesundheitssysteme und vom Energieübergang bis zur Klimaneutralität, die wir uns alle erhoffen. Dies ist der Zeitpunkt, um mutige Entscheidungen für eine gesündere Zukunft, eine gesündere Umwelt und eine gesündere Gesellschaft zu treffen.

Die gegenwärtige Zeit ist eine perfekte Gelegenheit, alle unsere Trümpfe neu zu überdenken.

Leea Mihaila, Romanian Network of Energy Cities (OER)

Gibt es Eurer Meinung nach etwas, was die EU tun könnte, um das Klimathema wieder auf die Agenda zu bringen, auch angesichts bedrohter Volkswirtschaften?

Wir bei OER sind der Meinung, dass die EU den bedrohten Volkswirtschaften nur helfen kann, indem sie das Klimathema wieder auf die Tagesordnung setzt. Kreislaufwirtschaft, lokale Energieerzeugung, erneuerbare Energien, Recycling und Wiederverwendung – das sind nachhaltige Ressourcen, die eine lokale Gemeinschaft nutzen sollte, um wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Die EU könnte dabei helfen, einen rechtlichen Rahmen zu schaffen, um die lokalen Behörden in den Entscheidungsprozess einzubinden, bei lokalen Angelegenheiten zu unterstützen und lokale Klimaschutzmaßnahmen zu fördern.

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