EUKI-Interview: Klimaschutz fördern durch ein reisendes Museum

von Sina Goeschen und Pia Ahmed, GIZ/EUKI

Gediminas Kondrackis ist Mitbegründer der litauischen Active Youth Association und Leiter des EUKI-Projekts Klimawandel – sehen, fühlen, anpacken. Im Oktober letzten Jahres erhielt er den Baltic Sustainability Award für seine Arbeit als Changemaker in Litauen. Wir haben mit ihm über die Idee hinter dem mobilen Klimamuseum und dem Klimaaktivismus der baltischen Jugend gesprochen.

Veröffentlicht: 23. Mai 2023
Mobiles Museum Climate Exhibition Container Scetch mit Wolken.

Wie bist Du auf die Idee des mobilen Klimamuseums gekommen und gab es ein prägendes Ereignis, das Dich zur Umsetzung motiviert hat? 

Die Idee des mobilen Klimamuseums kam mir, als ich merkte, dass den Menschen der Zugang zu Informationen und praktischer Erfahrung fehlt, die ihr Verständnis für die Dringlichkeit des Themas schärfen könnte.  Es gab ein prägendes Ereignis, das mich motivierte, diese Idee ins Leben zu rufen. Ich war Vielflieger und habe gleichzeitig das massive Ausmaß des Klimawandels beobachtet. Das ließ mich zu einem Nichtflieger werden, denn der Luftverkehr ist einer der Mitverursacher des Klimawandels. Wenn ich das jedoch in Litauen ansprechen wollte, bin ich auf taube Ohren gestoßen. Da wurde mir klar, dass ich etwas aufbauen wollte, das zum Handeln inspiriert und den Menschen vermittelt, was auf dem Spiel steht. Mit dem Klimamuseum können wir diese Botschaft direkt zu den Studierenden und in Gemeinden bringen, ganz unabhängig von ihrem Standort.  

Gediminas Kondrackis mit Fahrradhelm.
Gediminas Kondrackis, Foto: Gediminas Kondrackis

Für Deine Arbeit als Changemaker in Litauen bist Du gerade mit dem Baltic Sustainability Award 2022 ausgezeichnet worden. Glückwunsch! Planst Du bereits weitere Maßnahmen, um die Menschen aufzuklären und Gewohnheiten in Bezug auf Nachhaltigkeit und Klimawandel zu verändern? 

Vielen Dank! Ich bin der EUKI unglaublich dankbar für ihre Unterstützung beim mobilen Klimamuseum, denn ohne sie wäre das nicht möglich gewesen. In Zukunft wollen wir uns darauf konzentrieren, noch enger mit Lehrenden und Schüler*innen zusammenzuarbeiten. Das mobile Klimamuseum hat ein großes Augenmerk auf das Digitale gelegt und so haben wir eine lange Liste an Abonnent*innen gewonnen, die gerne mehr zum Thema erfahren möchten. Damit haben wir permanent die Möglichkeit, wertvolle Informationen und Updates mit einem engagierten Publikum zu teilen, um eine noch stärkere Community von aufgeklärten Klimaschützern aufzubauen.

“Die Haltung zum Klimaschutz variiert stark in den verschiedenen Gruppen. Es ist kein Geheimnis, dass die jüngeren Generationen dem Klimaschutz grundsätzlich offener gegenüberstehen und sich mehr einbringen, während Ältere skeptischer sind.”
Bild
Gediminas Kondrackis
Active Youth Association

Das Klimamuseum klärt die Menschen über den Klimawandel und seine Konsequenzen auf. Du hast dich auf Deiner Tour sicher mit vielen Menschen unterhalten. Wie würdest Du ihre Haltung gegenüber dem Klimawandel und Energiethemen beschreiben?   

Die Haltung zum Klimaschutz variiert stark in den verschiedenen Gruppen. Es ist kein Geheimnis, dass die jüngeren Generationen dem Klimaschutz grundsätzlich offener gegenüberstehen und sich mehr einbringen, während Ältere skeptischer sind. Außerdem zeichnet sich eine Aufteilung in urbane und ländliche Räume ab. Auf dem Land bin ich faszinierenderweise auf eine große Ablehnung der Elektromobilität gestoßen. Trotz der vielen Vorteile von Elektroautos, umgibt sie immer noch eine ganze Menge Fehlinformation und negative Propaganda, ganz besonders bei den Batterien. Für mich ist das nur ein Grund mehr, auf kontinuierliche Aufklärung zu setzen. 

Besucher des mobilen Klimamuseums stehen vor einem Container, Foto: Active Youth Association
Besucher*innen des mobilen Klimamuseums ©Active Youth Association
Besucher des mobilen Klimamuseums ©Active Youth Association

Heutzutage protestieren Jugendliche auf der ganzen Welt für mehr und effektiven Klimaschutz. Wie sieht Klimaaktivismus in Lettland und Litauen aus und wie engagiert sind die jungen Leute? 

In den letzten Jahren hat der Klimaaktivismus in den Baltischen Staaten an Fahrt aufgenommen. Die jungen Leute spielen dabei (wenig überraschend) eine führende Rolle. Ich bewundere die Leidenschaft, Kreativität und Entschlossenheit, die ich bei den jungen Aktivist*innen gesehen habe, denn mit ihren Handlungen gestalten sie die Zukunft. Und es ist nicht nur die Jugend. In beiden Ländern gibt es faszinierende Umwelt-NROs, die große Arbeit leisten und an einem echten, wie sinnvollen Wandel mitwirken. Aber natürlich können wir immer noch sehr viel lernen, beispielsweise von unseren Kolleg*innen in Deutschland. Vor allem bei Straßenprotesten, die haben in den Baltischen Staaten noch keine lange Tradition. Das könnte auch an der kommunistischen Vergangenheit liegen. Hinzukommt, dass Klimathemen und Nachhaltigkeit noch nicht so vorherrschend sind in den sozialen Medien. Das ist ernüchternd, zeigt uns aber auch, dass es noch viel Luft nach oben gibt. Und daran arbeiten wir.

“Es wird eine große Herausforderung, die Klimaziele 2030 in den Baltischen Staaten zu erreichen, aber ich bin davon überzeugt, dass wir dem gewachsen sind. Es wird einen massiven Wandel in der Art und Weise brauchen, wie wir Dinge tun. Von der Art und Weise, wie wir Energie produzieren und nutzen, bis hin zu der Art wie wir uns fortbewegen oder unsere Lebensmittel anbauen.“
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Gediminas Kondrackis
Active Youth Association

Sowohl Litauen als auch Lettland haben sich den Energie- und Klimazielen der EU für 2030 verpflichtet, die darauf abzielen, Treibhausgasemissionen auf mindestens 55 % unter das Niveau von 1990 zu senken. Was sind die größten Herausforderungen, die beide Länder in den nächsten Jahren meistern müssen, um diese Ziele zu erreichen? 

Es wird eine große Herausforderung, die Klimaziele 2030 in den Baltischen Staaten zu erreichen, aber ich bin davon überzeugt, dass wir dem gewachsen sind. Es wird einen massiven Wandel in der Art und Weise brauchen, wie wir Dinge tun. Von der Art und Weise, wie wir Energie produzieren und nutzen, bis hin zu der Art wie wir uns fortbewegen oder unsere Lebensmittel anbauen. Unsere Erfahrung mit dem Klimamuseum war in dieser Hinsicht aufschlussreich. Zusammengefasst: 1) Die Autonutzung muss zurückgehen; 2) der Fokus muss viel mehr auf Wiederverwendung und Reduzierung liegen, anstatt immer ins Einkaufszentrum zu gehen, wenn man das Geld dafür hat. Und noch so vieles mehr. Aber die Belohnung für diese harte Arbeit wird eine bessere Zukunft und eine gesündere und nachhaltigere Welt für unsere Kinder sein.  

Wie können Klimaaktivist*innen in Europa noch enger zusammenarbeiten, um ihre Ziele für den Klimaschutz zu erreichen?   

Klimaaktivist*innen in Europa sind im Stande, einen echten und anhaltenden Wandel herbeizuführen! Wenn wir uns zusammenschließen, unsere Ressourcen bündeln und uns gegenseitig unterstützen, können wir so viel mehr erreichen, als wir das jemals allein könnten. Man stelle sich nur den Einfluss vor, den wir haben könnten, wenn wir unsere Bemühungen koordinierten und den Kampf gegen den Klimawandel auf die nächste Ebene bringen würden. Dazu können wir Foren organisieren, Finanzierungsprogramme wahrnehmen, Methoden und Erfahrungen teilen und mit politischen Entscheidungsträger*innen und Unternehmer*innen zusammenzuarbeiten, um uns Gehör zu verschaffen und die notwendigen Veränderungen einzuleiten. Die Zukunft liegt in unseren Händen – wir sollten diese Chance ergreifen und unsere Zukunft vielversprechend gestalten.  

Gediminas, vielen Dank für das Gespräch!

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