„Think European – Act Local“: Drei EU Ratspräsidentschaften, sechs Städte und viele Ideen für den Klimaschutz

von Anselm Bareis und Oliver Hölcke, GIZ/EUKI

Pünktlich zum Start der deutschen EU-Ratspräsidentschaft nimmt das EUKI Projekt „Three4Climate“ an Fahrt auf. Es begleitet die deutsche Ratspräsidentschaft und verbindet sie mit den nachfolgenden Ländern Portugal und Slowenien. Die Erwartungen an das Trio könnten kaum höher sein, denn während Pläne zur ökonomischen Krisenbewältigung die Debatte in Brüssel aktuell dominieren, hat sich die “Trio-Präsidentschaft” ursprünglich in den jeweiligen Programmen dazu verpflichtet, den Klimaschutz zu priorisieren und voranzutreiben. Three4Climate will diesen Geist in eine Zusammenarbeit auf allen Regierungsebenen transportieren. Guidehouse, adelphi und das Unabhängige Institut für Umweltfragen (UfU) führen das Projekt zusammen mit den lokalen Partnern „Institut für Sozialwissenschaften der Universität Lissabon“ (FCiências.ID) und der Energiebehörde von Podravje (Energap) durch.

Veröffentlicht: 06. Juli 2020
Segelboot auf dem Bodensee in der Nähe von Radolfzell

Die Projektpartnerstädte in Slowenien, Portugal und Deutschland haben hinsichtlich ihrer Beteiligung am Three4Climate Projekt ihre eigenen Erwartungen und planen sehr unterschiedliche Klimaschutzmaßnahmen:

Die slowenischen Gemeinden Maribor und Kranj investieren in „smart mobility“

„Von unserer Teilnahme an Three4Climate erwarten wir, dass wir unsere Ideen zum Klimaschutz mit anderen Städten teilen und uns mit slowenischen Ministern sowie auf EU-Ebene über lokale Klimaschutzmaßnahmen austauschen können“, sagt Gordana Kolesarič, die Projektleiterin aus Maribor. Bereits vor fast einem Jahrzehnt hat die Stadtverwaltung die „Smart City Initiative“ ins Leben gerufen, um eine nachhaltige Stadtentwicklung zu begünstigen und innovative Ideen zu fördern, die die Lebensqualität in der Stadt erhöhen. Mit dem „Kolesodvor“ war Maribor die erste Gemeinde in Slowenien, die einen speziellen Fahrradabstellplatz vor dem Hauptbahnhof eingerichtet hat. Das „Bike and Ride“-Projekt ist eines der neun „smart mobility“-Vorhaben, die seit 2010 unterstützt werden. Marko Hočevar von einer weiteren teilnehmenden slowenischen Stadt Kranj hofft, „dass die beiden Städte zu leuchtenden Vorbildern für smart mobility werden und durch den Austausch von Erfahrungen, Ideen und ihren umgesetzten Projekten zum Fortschritt in diesem Bereich beitragen können“.

Elektrobus im Zentrum der slowenischen Stadt Maribor
© Matej Kristovič
Panoramablick auf die slowenische Stadt Kranj; Foto: Dragan Gavaranovič
Panoramablick auf die slowenische Stadt Kranj; Foto: Dragan Gavaranovič

Die portugiesischen Städte Braga und Loulé fördern gesellschaftliches Engagement

„Von unserer Teilnahme an Three4Climate erwarten wir, dass wir dazu lernen, uns mit anderen Gemeinden und Schulen austauschen und Einfluss auf die europäische Politik nehmen können“, sagt Ana Cristina Costa, die als Umwelttechnikerin für die portugiesische Gemeinde Braga arbeitet. Um dies zu erreichen, hat die Stadt verschiedene interaktive Aktivitäten geplant, wie den Wettbewerb „Escola Mais Verde“ (Die grünste Schule) oder das Projekt „Oxigenar Braga“ (Saubere Luft für Braga). Bei diesen Projekten sollen Schulkinder, Familien, Vereine und andere Teile der lokalen Bevölkerung aktiviert werden, um die Stadt grüner zu gestalten und mehr Bürgerengagement und Umweltsensibilität zu fördern. „Zum Beispiel, indem nachhaltige Gemüsegärten angelegt und die Bevölkerung mit dem Konzept der Kreislaufwirtschaft vertraut gemacht wird“, so Ana Cristina Costa. „Wir hoffen, dass die Leute dadurch grüne öffentliche Räume schätzen lernen, noch aktiver am Gemeinschaftsleben teilnehmen, sich besser ernähren und einen Sinn für die Natur entwickeln“.

Loulé, die zweite portugiesische Partnerstadt von Three4Climate, konzentriert sich auf die Verwendung erneuerbarer Energien in öffentlichen Gebäuden, wie den örtlichen Schulen. Mit dem Projekt „School Energy Community“ versucht die Gemeinde ebenfalls, Engagement für den Klimaschutz und Bewusstsein unter den Anwohnern zu fördern.

Braga – Santuário do Bom Jesus do Monte – Sérgio Freitas
Mercado Municipal in Loulé, Portugal © Câmara Municipal de Loulé
Mercado Municipal in Loulé, Portugal © Câmara Municipal de Loulé

Die deutschen Teilnehmer Bielefeld und Radolfzell senken die Emissionen

Olaf Lewald, Leiter des Amtes für Verkehr und Kommissar für Europäische Angelegenheiten bei der Stadt Bielefeld, erwartet von der Teilnahme am Three4 Climate “einen transnationalen Austausch über nachhaltige Stadtentwicklung und Klimaschutz auf lokaler sowie EU-Ebene”. In seiner Stadtverwaltung liegt der Schwerpunkt auf der Reduzierung der Emissionen in der Innenstadt, da Bielefeld eine Veränderung hin zu “weniger Autoverkehr, mehr Gehen und mehr Radfahren” anstrebt und im Ergebnis “mehr Raum für die Menschen” schaffen will. Die Ziele des Projekts “Low Emission City Center”, das den Eckpfeiler der Klimaschutzstrategie der Stadt bildet, sollen durch verschiedene Maßnahmen erreicht werden. So forciert die Stadt beispielsweise eine innovative Last-Mile-Logistik in der Bielefelder Innenstadt, wobei die nachhaltigeren und platzsparenden Lastenfahrräder als erste Wahl bei Lieferfahrzeugen vorgesehen sind.

Die zweite deutsche Projektpartnerstadt ist Radolfzell am sonnigen Bodensee. Die Gemeinde sich das ambitionierte Ziel gesetzt, den Energieverbrauch in den kommenden Jahren auf 2000 Watt pro Einwohner zu senken. Der deutschlandweite Durchschnitt liegt dreimal so hoch: Bei ca. 6000 Watt pro Kopf.

Panoramablick auf die Innenstadt von Bielefeld
Panoramablick auf die Innenstadt von Bielefeld; Foto: City of Bielefeld
Segelboot auf dem Bodensee in der Nähe von Radolfzell
Segelboot auf dem Bodensee in der Nähe von Radolfzell, Foto: Tommy Rau

Wie es weiter geht

Die Kommunen und teilnehmenden Schulen haben Anfang Juni in einem virtuellen Kick-off-Workshop bereits ihre Erfahrungen, Pläne und Ideen für die kommenden anderthalb Jahre ausgetauscht. Der zweite große Schritt für Three4Climate war die offizielle Auftaktveranstaltung mit Beteiligung vom Bundesumweltministerium (BMU) und der jeweiligen Staatssekretäre, Bürgermeister und Schulleitern. Dabei trafen sich die Akteure aller politischen Ebenen erstmals virtuell und tauschten sich über ihre Erwartungen und geplanten Klimaschutzmaßnahmen aus.

Für die kommenden eineinhalb Jahre plant das Projekt viele weitere partizipative Aktivitäten. Dazu gehören Studienreisen in die anderen Partnerstädte für Gemeindemitarbeiter, Austauschbesuche von Lehrern und ein Wettbewerb für Schüler mit der Möglichkeit, als Preis eine Zugfahrt in die anderen Trio-Länder zu gewinnen.