Jugendliche im Balkan wollen keine Kohle mehr
von Sofia Shabafrouz, GIZ/EUKI
Der Strukturwandel in den Kohleregionen des Balkans soll niemanden zurücklassen. Schüler*innen und Student*innen brainstormen auf Hackatons, entwickeln Ideen und diskutieren an Roundtables, wie das gehen kann. Durch das EUKI-geförderte Projekt „Panda Labs Junior for Just Transition“ erproben sie sich im grünen Unternehmertum.
In den Kohleregionen Bulgariens, Montenegros, Nordmazedoniens und Serbiens geht es bei den Panda Labs Junior for Just Transition (PLJ4JT) um den gerechten Ausstieg aus der Kohleenergie. Einen besonderen Fokus setzen der WWF und die anderen am Projekt beteiligten Organisationen auf die Jugendarbeit: „Wir wollen mit unserem Projekt erreichen, dass die Jugend an einer besseren Zukunft für diese Regionen mitwirkt“, sagt Kostadin Andonov, Manager für Jugendengagement und Innovation beim WWF Bulgarien.
Grünes Unternehmertum fördern
Die alten Kohleabbaugebiete sollen nachhaltiger werden und lebenswerter für die junge und kommende Generationen. Voraussetzung dafür ist, dass die Jugend von dort das Potenzial in ihren Heimatregionen erkennt, sich für den Klima- und Umweltschutz begeistert und für den Strukturwandel einsetzt. Die EUKI-geförderten Panda Labs Junior for Just Transition gehen zu den Jugendlichen in die Kohleregionen – an weiterführende Schulen in den vom Kohleabbau gezeichneten Städten. Mit speziell ausgearbeiteten Curricula schulen sie zu grünem Entrepreneurship. Die Idee dahinter ist, verlorene Kohlearbeitsplätze durch neue zukunftsfähige Jobs zu ersetzen, ohne dabei die Umwelt zu belasten. Der Ansatz der Panda Labs ist sehr praktisch und partizipativ. Sie organisieren Workshops an Oberschulen und bieten darüber hinaus für Studierende ausgewählter Universitäten Mentoring-Programme mit erfolgreichen, ökologieorientierten Gründer*innen an. Auf sogenannten „Hackathons“ treffen sich die Teilnehmenden aus Schulen und Universitäten und bilden Teams, die gemeinsam grüne Startup-Ideen entwickeln. Teil des Bildungsprogramms ist auch ein Planspiel. Dabei schlüpfen die Jugendlichen in die Rollen von Entscheidungsträger*innen, Wirtschafts- oder Gewerkschaftsvertreter*innen und diskutieren beispielsweise über Bebauungspläne. Im nächsten Schritt finden dann an sogenannten roundtables Diskussionen mit den Bürgermeister*innen ihrer Gemeinden statt. Die Jugendlichen haben dabei Gelegenheit, Fragen zu stellen und ihre Meinungen zu äußern.
Frische Ideen „out of the box“
Die Teilnehmenden eines Hackatons in Bulgarien dachten zum Beispiel brachliegende Kohleminen in der bulgarischen Stadt Bobov dol mal anders: als ökotouristische Resorts. Alte Container wurden bei dieser Idee zu mit Solarenergie und Wasserkraft betriebene Hotelzimmer umfunktioniert. In den Kohleschächten des Untertagebaus würden dann mithilfe von LED-Lampen Bäume für die Wiederaufforstung oder Gemüse angepflanzt. Die entwickelte Idee, wird am Ende eines Hackatons in einer kurzen Powerpoint-Präsentation skizziert als nachhaltige Lösung für ein bestehendes Problem. Bilder simulieren die Umsetzung; die Energiekosten sind grob kalkuliert. Ein zweites Team will die Polyestereinlagen von Fahrradhelmen aus einer Pilzfaser erzeugen. Ein drittes Team hat vor, Schulen mit Solarpaneelen und thermischer Energie auszustatten.
„Es geht darum, Modelle und Prototypen zu entwickeln, deren Machbarkeit zu testen und aussichtsreiche Lösungswege mit dem größeren Netzwerk zu teilen. Sobald wir die besten Teams und ihre Ideen ausgewählt haben, nehmen diese an weiterführenden Panda Lab-Konferenzen mit Teilnehmenden aus verschiedenen Ländern teil“, erklärt Andonov.
Erfolge und langfristige Wirkungen
Nach sechs Hackathons in vier Zielländern, an denen 364 Jugendliche teilnahmen, wurde das Büro der Europäischen Kommission in Sofia auf das Projekt aufmerksam. Es bot den zwei besten Teams der bulgarischen Hackathons die Möglichkeit, die Institutionen der Europäischen Union in Brüssel zu besuchen. Der Besuch fand vom 19. bis 21. Oktober 2022 statt. Sieben Schülerinnen und Schüler aus Kyustendil nahmen daran teil.
Das Team in Bulgarien hat für das erfolgreiche EUKI-Projekt bereits zwei nationale Preise gewonnen. Den ESG Award von PwC für erfolgreiche Bildungsarbeit und für die gelungene Partnerschaft mit Kaufland Bulgarien bei den Panda Labs.
Der WWF wird das für Schulen und Universitäten entwickelte Bildungsprogramm nach Ablauf der EUKI-Projektförderung im September 2023 weiterführen. Es soll auf andere Kohleregionen in Bulgarien und anderen Ländern ausgeweitet werden.
Die „Panda Labs“ des WWF basieren auf einer weltweiten Community. Gemeinsam suchen ihre Mitglieder nach Lösungen, Innovationen und Partnerschaften, um Umweltprobleme global und lokal anzugehen. Das Projekt Panda Labs Junior for Just Transition wird vom WWF Bulgarien, Junior Achievement Bulgarien, Junior Achievement Nordmazedonien, WWF Adria-Serbien und Eco-Team Sofia durchgeführt.