EUKI Interview mit dem slowenischen Journalisten Gašper Andrinek
von Tanja Maximow, GIZ/EUKI
Gašper Andrinek ist ein slowenischer Journalist aus Ljubljana. Er arbeitet für den Radiosender Slovenia Val202, ist Freelancer bei der Deutschen Welle, Vorstandsmitglied im Slowenischen Journalistenverband und Programmdirektor beim Journalismus-Festival Forward. Gašper ist Stipendiat des EUKI-Projekts und IJP-Programmes Klima- und Energiestipendium für Journalisten aus Mittel- und Osteuropa. Das Interview fand im Rahmen des Energy and Climate Media Dialogue in Polen statt.
Du bist an vielen journalistischen Projekten beteiligt – inwiefern hängen diese mit dem Klimawandel zusammen?
In meiner Arbeit geht es viel um Klimafragen. Für das Radio produzieren wir eine Wissenschaftssendung namens Frekvenca X. In dieser Sendung, die in Slowenien sehr beliebt ist, beschäftigen wir uns mit vielen Aspekten des Klimawandels. Im Vorfeld der COP26 befragten die Autor*innen der Sendung drei Wissenschaftler zu ihren Erwartungen. Nach der UN-Klimakonferenz berichteten dieselben Wissenschaftler, ob diese Erwartungen erfüllt worden sind.
Wir entwickeln derzeit ein Konzept für einen Podcast über junge Selbstversorger*innen, die sich in ländlichen Gegenden zusammentun, alte Häuser energieeffizient renovieren, ihre Energie aus erneuerbaren Energiequellen beziehen und eigenen Anbau betreiben – z.B. durch das Anlegen von Gärten oder die Imkerei.
Desweiteren organisieren wir aktuell das Journalismus Festival Forward. Dort wird es auf jeden Fall einen Vortrag über Klimajournalismus geben. Wir sind der Überzeugung, dass die richtige Kommunikation über den Klimawandel aktuell Thema Nummer 1 ist.
Wir denken auch über ein Thema nach, das für mich sehr interessant ist: Kann es eine neutrale Berichterstattung zu dem Klimawandel geben? Kann man als Journalist auch kritisch darüber nachdenken? Gibt es eine Grenze zwischen einem Aktivisten und einem Journalisten?
Kann man als Journalist neutral sein, wenn es um den Klimawandel geht?
Das ist keine einfache Frage. Als Journalist muss man jedes Thema kritisch beleuchten. Und im Fall des Klimawandels ist das in gewisser Weise sehr schwierig, oder? Denn die Fakten sind klar und man will nicht, dass die Menschen sie leugnen. Ich denke, ein Klimajournalist kann neutral sein, er sollte es aber immer in den richtigen Kontext setzen. Denn etwas aus dem Kontext zu reißen, das ist der einfachste Weg. Wir können darüber berichten, dass Polen seine Kohlewerke schließen wird und uns darüber freuen. Für den Klimaschutz ist es eine tolle Nachricht! Auf der anderen Seite haben wir dort Tausende Menschen, die in naher Zukunft ihren Job verlieren werden. Wir als Journalist*innen müssen das in unserer Berichterstattung berücksichtigen.
Wie bist Du auf das IJP aufmerksam geworden?
Katja Lihtenvalner, eine Alumna des IJP-Klimastipendiums hat mich auf das Programm aufmerksam gemacht, worüber ich sehr glücklich bin. Aufgrund der Covid19-Pandemie konnte mein Auslandsaufenthalt im letzten Jahr leider nicht stattfinden. Deswegen werde ich im März 2022 das Stipendium antreten. Ich hoffe, einen Teil der Zeit im Alfred-Wegner-Institut zu arbeiten und den Rest der Zeit mit individueller Forschung zu verbringen. Mich interessiert der deutsche Weg des Kohleausstiegs. Dafür möchte ich in die deutschen Kohleregionen reisen. Auch plane ich eine Recherche über Klimaflüchtlinge. Die nächste große Flüchtlingswelle wird aufgrund des Klimas passieren und Deutschland wird eine entscheidende Rolle darin spielen.
Was bedeutet es für Dich ein IJP-Stipendiat zu sein?
Teil von IJP zu sein, ist für mich die Chance, mit vielen Kolleg*innen in ganz Europa und der Welt in Kontakt zu treten und Ideen zu journalistischen Ansätzen wie z.B. der Klimakommunikation auszutauschen. Wie soll man über den Klimawandel berichten? Wie sollte man die Menschen ansprechen, damit sie nicht denken, dass man sie von etwas überzeugen will, sondern dass man tatsächlich wissenschaftlich fundierte Fakten präsentiert? Klimawandel, Energie, Energiewende, Kohlenstoffneutralität und Kohlenstoffemissionen sind komplexe Themenfelder. Wir müssen uns darüber austauschen. Und dafür ist IJP großartig.
Danke für das Interview.