EUKI-Konferenz 2022 – “Fostering the Green Transition”

von Sofia Shabafrouz, GIZ/EUKI

Vom 20. bis 21. September 2022 fand die 4. EUKI-Konferenz in Berlin statt und bot der europäischen Klimaschutz–Community eine großartige Gelegenheit, sich auszutauschen, Ideen zu teilen und voneinander zu lernen.

Veröffentlicht: 05. Oktober 2022
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Der fünfte Geburtstag der EUKI war ein passender Anlass, um sich zwei Tage lang über die Stärkung der Klimawende in Europa auszutauschen. An der Hybridkonferenz nahmen rund 150 Delegierte aus ganz Europa von Sofia und Bukarest bis Warschau und Madrid teil. Die Veranstaltung wurde von Verena Ringler moderiert, Strategieexpertin für Europa und Gründerin von AGORA European Green Deal. Repräsentant*innen von EUKI-Projekten, des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und eine Vertreterin der EU-Kommission erhielten die Möglichkeit, einen Beitrag zu einer der momentan wichtigsten Fragen zu leisten: Wie können wir in Zeiten der Krise Klimaneutralität anstreben? Die zwei Tage waren aber auch eine Gelegenheit, den Geburtstag der EUKI, ihre Community und deren Arbeit, die sie in ganz Europa leistet, zu feiern. 

Einen sinnvollen Beitrag leisten

In ihrer Begrüßungsrede sagte die stellvertretende Direktorin der EUKI, Ulrike Leis: “Dies sind in der Tat schwierige Zeiten. Wir haben gerade erst die Corona-Krise überwunden. Jetzt sind wir mit einem schrecklichen Krieg konfrontiert, der auf europäischem Boden tobt. Und das alles, während sich die Klimakrise immer mehr zuspitzt. Die EUKI kann diese Probleme nicht alleine lösen, doch sie kann einen sinnvollen Beitrag leisten.” 

Danach sprach Dr. Simon Marr, Referatsleiter für europäische Klimapolitik im BMWK und seit Beginn diesen Jahres verantwortlich für die EUKI: „Die EUKI kann dazu beitragen, die Ziele des Europäischen Green Deals zu erreichen, indem sie die Partner und die Zivilgesellschaft, insbesondere in einigen europäischen Fokusstädten, unterstützt.“

Das EUKI Konferenzteam mit Repräsentanten des BMWK, Photo: © GIZ / Paul Hahn

Ulrike Leis (EUKI) mit Verena Ringler (AGORA European Green Deal), Photo: © GIZ / Paul Hahn

Ulrike Leis und Dr. Simon Marr, Leiter der Europäischen Klimapolitik, Photo: © GIZ / Paul Hahn

Auf Kurs bleiben: Hart aber notwendig

Staatssekretär Patrick Graichen schickte aus dem BMWK eine Videobotschaft. Er sprach über die europäische Energiekrise, die durch Putins Krieg gegen die Ukraine ausgelöst worden war. Diese zwinge die Bundesregierung zu kurzfristigen Maßnahmen, um die Versorgung Deutschlands mit fossilen Energieträgern zu sichern. Dies bedeute aber nicht, dass Deutschland in das fossile Zeitalter zurückfalle, versicherte er den Zuhörer*innen. Diese Maßnahmen seien nur in den kommenden 18 Monaten notwendig, um das Land durch die nächsten beiden Winter zu bringen. Die Abkehr von russischer Kohle, Öl und Gas sei der langfristige Weg. Daher sei es notwendig den Übergang zu erneuerbaren Energien zu beschleunigen und die Energieeffizienz und Elektrifizierung zu forcieren – nicht nur, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, sondern auch, um die europäischen Länder unabhängiger von Autokraten zu machen, so Graichen. „Wir brauchen eine ehrgeizige Klimapolitik, nicht nur in der Regierung und in großen multinationalen Unternehmen. Wir brauchen auch Sie, die Zivilgesellschaft, die Kommunen, die Klimapioniere, die dem Alltag der Bürger*innen am nächsten sind“, richtete er sich an die EUKI-Community.  

Niemanden zurücklassen

Berthold Goeke, stellvertretender Abteilungsleiter für nationale und europäische Klimapolitik im BMWK, war für die EUKI in ihrer Startphase verantwortlich. In seiner Rede führte er die politischen Prioritäten der EU und der nationalen Klimapolitik aus. Während sich Deutschland auf nationaler Ebene ehrgeizige Ziele gesetzt habe, diskutiere und beschließe die Europäische Union die vielversprechenden Pakete REpowerEU und „Fit for 55“ – zwei zentrale Bezugspunkte für alle Klimaakteure in Europa. „Das übergeordnete Ziel, auf das wir zusteuern, sollte klar sein. Auch die EUKI und ihre Projekte werden sich in diese Richtung orientieren müssen“, so Goeke. Er mahnte, bei all diesen Bemühungen, die einkommensschwachen Volkswirtschaften und Haushalte, die mit den Vorabinvestitionen für einen „ökologischen Wandel“ zu kämpfen hätten, nicht aus den Augen zu verlieren. 

Yvon Slingenberg leitet zwei Abteilungen in der Generaldirektion Klimapolitik der Europäischen Kommission. Sie umriß in ihrer Rede den politischen Rahmen der europäischen Klimapolitik. Trotz aller Schwierigkeiten, mit denen die EU-Mitgliedstaaten konfrontiert seien, bliebe sie optimistisch. „Wir machen stetig Fortschritte bei der Verabschiedung des Fit for 55-Pakets“, erklärte Slingenberg. Die gute Nachricht sei das hohe Maß an Konsens zwischen dem Europäischen Rat und dem Europäischen Parlament. Abschließend hob sie hervor, dass nun unmittelbare Maßnahmen, Investitionen und konzertierte Anstrengungen nötig wären, um einen gerechten und fairen Übergang für alle europäischen Bürger*innen zu gestalten.  

Videobotschaft von Dr. Patrick Graichen (BMWK), Photo: © GIZ / Paul Hahn

Berthold Goeke (BMWK), Photo: © GIZ / Paul Hahn

Yvon Slingenberg, EU Kommission, Photo: © GIZ / Paul Hahn

Zeit für Austausch

Nach dieser Eröffnung hatten die Teilnehmenden der Konferenz Zeit, ihre Gedanken auszutauschen. Auf dem ersten Panel (Artikel in Englisch) wurde über Herausforderungen und Chancen in diesen Krisenzeiten und darüber diskutiert, wie EUKI-Projekte den ökologischen Wandel beschleunigen könnten. Die Runde hob hervor, dass die europäische Energiewende-Community sehr stark in die politischen Prozesse der EU eingebettet sei. Aufgrund der Energiekrise befände sie sich an einem Wendepunkt und vor einem Berg von Überzeugungsarbeit. Im zweiten Panel (Artikel in Englisch) diskutierten Vertreter*innen von EUKI-Projekten und des BMWK die Vorteile der EUKI als Förderinstrument. Alle waren sich einig, dass es sich bei der EUKI um ein einzigartiges und flexibles Instrument handele, das den Übergang auf kommunaler, regionaler und staatlicher Ebene unterstütze. Die EUKI fördere langfristige Kapazitäten, erleichtere den Wissenstransfer und unterstütze die Zusammenarbeit auf nachhaltige Weise. Zwischen den Panels nahmen die Konferenzteilnehmenden an Flüster- und Arbeitsgruppen teil und hatten Gelegenheit Fragen zu stellen.

Tedme-Umfrage, Photo: © GIZ / Paul Hahn

Präsentation der Projektposter, Photo: © GIZ / Paul Hahn

Reger Austausch auf der EUKICON22, Photo: © GIZ / Paul Hahn

Eine Fundgrube von Erfolgsgeschichten

Eine Poster-Ausstellung im Konferenzraum zeigte, wie die EUKI-Projekte Ideen und Visionen in die Tat umsetzen. Alle Projekte waren eingeladen, ihre Ansätze und Erfolge zusammenzufassen. 13 Projekte nutzten die Gelegenheit, um sich und ihre Arbeit auf der Bühne kurz vorzustellen, und nannten Anknüpfungspunkte für andere Projekte. Zu den guten Beispielen gehörten ein Projekt zur klimaeffizienten Schulverpflegung in Kroatien und Estland, eines zur interaktiven und spielerischen Klimabildung in Slowenien und Ungarn sowie eines zur Förderung der Bürgerenergiebewegung auf dem Balkan.  

Um „story telling“ und Wissensverbreitung ging es bei den drei inspirierenden Reden der „Future Track“-Session (Verlinkung zu englischem Artikel). Hierbei wurde die Bedeutung von Erfolgsgeschichten der Klimaschutzprojekte, die Vorteile für Menschen und Unternehmen bringen, unterstrichen. Annika Hedberg vom European Policy Centre (EPC) ermutigte die EUKI-Community, mit der „Brüsseler Blase“ (d.h. Politiker, aber auch Nichtregierungsorganisationen und Think Tanks) in Kontakt zu treten und mit ihnen ihre Geschichten zu teilen: „Wir müssen von guten Praktiken lernen, uns über Erfahrungen austauschen und darüber sprechen, wie wir Herausforderungen bei der Umsetzung von Projekten bewältigen können. Wir müssen gute Ergebnisse verbreiten“, erklärte sie. Leonora Grcheva vom Doughnut Economics Action Lab (DEAL) stellte neue und ganzheitliche Denkansätze vor, die von der Ökonomin Kate Raworth inspiriert sind. Grcheva beschrieb das Doughnut-Modell als einen Kompass für menschlichen Wohlstand innerhalb der planetarischen Grenzen, das viele Menschen auf der ganzen Welt motiviere. Sie lud die Zuhörerschaft ein, die auf der DEAL-Plattform bereitgestellten Tools und Geschichten für sich zu nutzen. Zu guter Letzt bestärkte der Journalist Sven Egenter von Clean Energy Wire (CLEW) die Anwesenden darin, ihre Erfolgsgeschichten und ihr spezifisches Fachwissen richtig zu nutzen, wenn sie mit Menschen und Journalisten sprechen. „Überlegen Sie, wie Ihre Geschichte, wie Ihr Projekt mit den Menschen auf der anderen Seite in Verbindung gebracht werden kann, und nicht nur darüber, was Sie mit dem Projekt erreichen wollen“, sagte er. 

„Ich freue mich, hier persönlich vor Ihnen zu stehen und zu sehen, dass das EUKI-Baby gediehen ist und genährt wurde. Ich erinnere mich, dass es ziemlich mühsam war, vor allem am Ende des Jahres, wo noch ein bisschen Geld zur Verfügung stand, Förderungen zu organisieren und Projekte zum Laufen zu bringen. Und ich erinnere mich, dass jemand sagte: Wir brauchen eigentlich eine EUKI im Vergleich zur IKI, zur Internationalen Klimaschutzinitiative. Diese wurde gegründet und ist ein großer Erfolg. 

Dr. Simon Marr
Referatsleiter für Europäische Klimapolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)

Zukunftslabore

Die drei Vorträge gaben dem EUKICON-Publikum Denkanstöße, die sie anschließend in den sechs „Zukunftslaboren“ diskutierten. In Gruppen aufgeteilt, konzentrierten sie sich darauf, wie die EUKI-Community ihre Projekte für die Bewältigung aktueller Herausforderungen rüsten muss. „Es war eine großartige Erfahrung, zunächst drei inspirierende Reden zu hören und dann zu überlegen, wie wir einige der innovativen Ideen in unseren Projekten nutzen und umsetzen können“, sagte Mateusz Kowalik vom Polish Green Network.  

Was kommt als Nächstes?

Elsa Benhöfer, Leiterin der EUKI Academy, dem Vernetzungs- und Peer-Learning-Tool der EUKI, stellte kommende Veranstaltungen vor. Sie fasste zusammen, worauf sich die Academy als Nächstes konzentrieren möchte: länderübergreifender Austausch zu guten Beispielen aus den Fachbereichen, Diskussionen mit anderen mittel- und osteuropäischen Partnern über aktuelle Entwicklungen und neue politische Trends auf EU-Ebene sowie einen intensiveren Dialog mit und besseren Zugang zu EU-Institutionen.  

Maximilian von Kleist-Retzow (BMWK) kündigte den nächsten Ideenwettbewerb für voraussichtlich November 2022 an. Die Bewerbungsfrist soll Mitte Januar enden. „Wir wollen, dass die EUKI-Projekte einen echten Einfluss auf die aktuellen Prioritäten der EU haben, also auf den EU Green Deal und die Pakete “Fit for 55″ und “REpowerEU” sagte er. Aus diesem Grund müssten die Projektvorschläge direkte Verbindungen zu diesen großen Agenden aufweisen. Der Schwerpunkt liege weiterhin auf Mittel- und Osteuropa sowie auf den Beitrittsländern und potenziellen Beitrittsländern des westlichen Balkans.  

Networking, persönliche Begegnungen und viele Erkenntnisse zum Mitnehmen – die EEUKI-Konferenz 2022 war genau das, was die EUKI-Community in diesen Zeiten brauchte. 

Anstoßen auf 5 Jahre EUKI, Photo: © GIZ / Paul Hahn

Netzwerken auf der EUKICON22, Photo: © GIZ / Paul Hahn

5 Jahre EUKI Geburtstagskuchen, Photo: © GIZ / Paul Hahn

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