Reise über Hamburgs Gründächer

Das EUKI-Projekt „GRAD: Grüne Dächer für die Anpassung an den Klimawandel in städtischen Räumen“ fördert den Fachaustausch zwischen den Stadtvertretern aus Hamburg und acht polnischen Städten. Anfang Juni reisten achtzehn Vertreter der teilnehmenden polnischen Städte nach Hamburg und machten sich auf der dreitägigen Exkursion über Hamburgs Gründächer und zu Projekten der Regenwasserbewirtschaftung kundig.

Veröffentlicht: 31. Juli 2019
Hamburg Green Roof

Die Besucher kamen aus Warschau, Krakau, Breslau, Posen, Danzig, Stettin und kleineren Gemeinden in die Hansestadt und trafen dort mit Experten aus Hamburg zusammen. Die Exkursion diente dem gegenseitigen Austausch von Vertretern unterschiedlicher Bereiche wie Stadtplanungsamt, Grünflächenamt, Abfallentsorgung, Energie, Klima oder Verwaltung.

Fördern, Dialog und Fordern

Die Exkursion begann mit einer Einführung in die Hamburger Gründachstrategie sowie dem Besuch des extensiven Gründachs der Umweltbehörde in Hamburg-Wilhelmsburg. Dr. Hanna Bornholdt aus der Behörde für Umwelt und Energie (BUE) betonte die Bedeutung einer vielschichtigen Strategie, die mehrere Handlungsschwerpunkte – Fördern, Dialog und Fordern – einschließt. Des Weiteren sei eine ämter- und behördenübergreifende Zusammenarbeit wichtig. Während der Exkursion wurde deutlich, dass Gründächer zusätzlichen Lebensraum für Tiere und Pflanzen bieten können. Sven Baumung aus der Naturschutzabteilung berichtete über wildlebende Vogelarten, die auf Hamburgs Dächern nisten und ihre Jungen großziehen. Auf dem Behördendach leben beispielsweise Sturm- und Silbermöwen, aber auch andere Arten, wie der Austernfischer oder die Bachstelze. Auf dem Dach des Fachverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau in Bahrenfeld erzählte Dr. Michael Marret-Foßen erzählte von Schnittlauch, verschiedenen Mauerpfeffer- und Grasarten sowie Kräutern auf dem Gründach seiner Behörde.

Hamburg-Green-Roof-C-BUE-Marie-Hliwa
Die Gründächer in der HafenCity sind einzigartige Orte für Erholung, Aufenthalt und Zusammensein. Foto: BUE / Marie Hliwa

Ein Beispiel für die Diversität der Begrünungsansätze bot der Dachgarten des Ökumenischen Forums. Dort konnten die Teilnehmenden die von der Hamburger Gründachstrategie unterstützte Kombination von Gründach und Freiraumnutzung sowie den Mix aus Photovoltaik und Solarthermie kennenlernen. Mit einem städtischen Förderprogramm über drei Millionen Euro unterstützt die Stadt den Bau von Gründächern und solchen Kombinationen, wie Anja Bartsch von der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB) erklärte. Konkrete Beispiele von intensiver Dachbegrünung mit unterschiedlichsten Dachnutzungen im Wohnungsbau mit höchster Qualität lieferte die Besichtigung der Dächer in dem neuen Stadtteil HafenCity.

Bedeutung für Regenwasserbewirtschaftung

Neben dem Lebensraum für Flora, Fauna und Menschen, haben Gründächer eine hohe Bedeutung für die Klimaanpassung in der Regenwasserbewirtschaftung Hamburg entwickelte dafür eigens eine RISA-Strategie (RegenInfraStrukturAnpassung). Die Vorteile von Retentionsdächern verdeutlichte Michael Richter von der HafenCity Universität anhand eines Forschungsprojektes, bei dem aktuelle Werte der Regenwasserrückhaltung und Verdunstung auf mehreren Dächern der Wohnungsbaugesellschaft SAGA „Am Weißenberge“ gemessen werden. Die Schule Wegenkamp und das Wohngebiet Sodenkamp dienten als Beispiel für andere RISA-Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung: oberflächliche Regenwasserführung, Versickerungsmulden und unterirdische Rigolen, unversiegelte Flächen zur Versickerung, Kombination von Regenwassermulden mit Baumstandorten sowie Fassadenbegrünungen.

Durch die gelungene Exkursion mit intensiven Gesprächen erwarben die Teilnehmenden aus Polen und Deutschland neue Einblicke in städtische Strategien der Klimaanpassung und des Klimaschutzes, in interdisziplinäre Planungszusammenhänge sowie die Herausforderungen in der Umsetzung der Maßnahmen. Im nächsten Schritt wollen die polnischen Partner nun eigene Strategien für Gründächer erarbeiten und dabei von ihren neuen Erfahrungen profitieren. Die Landschaftsarchitektin Izabela Malachowska-Coqui wird den Prozess begleiten.