Nachhaltigkeits-Berichterstattung von Unternehmen

Die Alliance for Corporate Transparency wurde ins Leben gerufen, um Daten und Belege für die Debatte über die Standardisierung der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen und die Rolle des Gesetzgebers zu liefern. Die von dem Netzwerk Frank Bold koordinierte zivilgesellschaftliche Initiative hat die bisher größte Studie zu diesem Thema durchgeführt und 1000 europäische Unternehmen daraufhin analysiert, inwieweit sie die Anforderungen der EU-Richtlinie zur nichtfinanziellen Berichterstattung umsetzen.

Veröffentlicht: 10. März 2020
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Die Studie steht im Zusammenhang mit dem EUKI-Projekt „Verbesserung der Unternehmensstrategien für die Klima- und Nachhaltigkeitsberichterstattung zur Gewährleistung finanzieller Nachhaltigkeit“, das 2019 gestartet wurde. Dieses Projekt zielt darauf ab, die Klima- und Nachhaltigkeitsberichterstattung der Unternehmen sowie die entsprechenden Risikominderungspläne zu verbessern. Ferner will das Projekt eine Neuausrichtung der Kapitalströme auf nachhaltige Investitionen unterstützen und die Entwicklung von Plänen fördern, mit denen Unternehmen und Investoren den Übergang zu kohlenstoffarmen Geschäftsmodellen gestalten können. Die unzureichende Qualität und Vergleichbarkeit der Unternehmensberichte steht den Bemühungen um eine Ausweitung nachhaltiger Finanzierungsmodelle entgegen, weil die Investoren keine verlässliche Datengrundlage für ihre Investitionsentscheidungen haben. Dadurch bleiben große finanzielle Risiken, die sich aus den Herausforderungen im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit und insbesondere dem Klimawandel ergeben, sowie wichtige soziale und ökologische Auswirkungen in den Strategien der Investoren und Unternehmen unberücksichtigt.

Frank Bold hat am 17. Februar eine hochrangige Veranstaltung mit mehr als 200 Teilnehmer*innen ausgerichtet. Darunter waren Vertreter*innen von Regulierungsbehörden, Unternehmen, Investoren, Organisationen der Zivilgesellschaft, Denkfabriken und Aufsichtsbehörden. Das Thema der Veranstaltung waren notwendige Änderungen und Reformen der rechtlichen Rahmenbedingungen. Zeitgleich zur Veröffentlichung der Studie hat die EU-Kommission einen Prozess zur Reform der EU-Richtlinie über die nichtfinanzielle Berichterstattung eingeleitet. Zuvor hatte Vadis Dombrovskis, geschäftsführender Vizepräsident der EU-Kommission, Pläne für die Festlegung von EU-weiten Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen angekündigt.

Über die Studie berichteten etliche Medien, darunter ReutersAl Jazeeradie New York TimesBusiness Insider sowie der Newsletter Global Translations von Politico.

Die Veranstaltung wurde von den Europaparlamentariern Heidi Hautala und Lara Wolters eröffnet. Daran schlossen sich Podiumsdiskussionen mit Sébastien Godinot (WWF), Rosl Veltmeijer-Smits (Triodos), Lene Serpa (Maersk), Bastian Buck (GRI), Mirjam Wolfrum (CDP Europe), Eleni Choidas (ShareAction) und Michael Zimonyi (CDSB) an. Richard Howitt, Experte für Nachhaltigkeit in Unternehmen, und Phil Bloomer vom Business and Human Rights Resource Center moderierten die Debatte. Die Schlussworte sprach Alain Deckers, der bei der GD FISMA der EU-Kommission das Referat Unternehmensberichterstattung, Audit und Ratingagenturen leitet. Er begrüßte die Analysen und erklärte, dass die in die Studie eingeflossenen Erkenntnisse und Schlussfolgerungen des Projekts sich mit der Einschätzung der EU-Kommission decken und dass die mit der NFR-Richtlinie angestrebten Ziele in der Nachhaltigkeitsberichterstattung zurzeit nicht erreicht werden.

Zusammen mit Carlos Cordero, dem geschäftsführenden Partner von Sustentia, gab Filip Gregor von Frank Bold einen Überblick über die wichtigsten Ergebnisse der Studie. So hat die Beurteilung der Nachhaltigkeitsberichterstattung der 1000 untersuchten Unternehmen ergeben, dass:

  • nur 13,9 % der Unternehmen darlegen, inwieweit sie ihre Klimaziele auf die Ziele des Klimaschutzabkommens von Paris ausgerichtet haben, um die globale Klimaerwärmung deutlich unter 2 Grad Celsius zu halten. In den Sektoren Energie und Rohstoffgewinnung legen zwar deutlich mehr, nämlich 23,5 % der Unternehmen ihre Klimaschutzziele und -pläne offen, doch mehr als drei Viertel der Unternehmen mit den größten Auswirkungen auf das Weltklima verzichten bislang auf eine detaillierte Klimaberichterstattung.
  • Nur 23,4 % der Unternehmen bieten konkrete Informationen, die eine Einschätzung der klimabedingten Risiken erlauben, denen sich die Unternehmen gegenübersehen. 53,8 % geben an, dass sie um diese Risiken wissen, doch nur 6,6 % berücksichtigen sie im Hinblick auf das Ziel, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Darüber hinaus machen nur 13,4 % der Unternehmen des Finanzsektors nähere Angaben dazu, wie stark sie mit ihren Portfolios in den Branchen engagiert sind, von denen die größten Umweltbelastungen ausgehen.
  • Von den befragten Unternehmen machten 12,5 % Angaben zu konkreten Risiken in Bezug auf die Nutzung von natürlichen Ressourcen, 9,6 % zu Risiken für die Einleitung von Schadstoffen in die Umwelt, 7,2 % zu Risiken für Biodiversität und Ökosysteme und nur 6,6 % zu Risiken im Zusammenhang mit Abfällen.

Alle Ergebnisse der Studie können aus der folgenden öffentlichen Datenbank abgerufen werden: http://www.allianceforcorporatetransparency.org/database/

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Grafik zu den Studienergebnissen der Alliance for Corporate Transparency; Foto: Frank Bold

Verlässliche Informationen zur Nachhaltigkeit sind unverzichtbar, wenn europäische Banken und Investoren in der Lage sein sollen, Klima-, Umwelt- und soziale Risiken bei ihren Entscheidungen zu berücksichtigen. Dies wiederum ist eine Voraussetzung für den klimagerechten und ökologischen Umbau der EU-Volkswirtschaften.

Die Europäische Kommission wird im Laufe dieses Jahres voraussichtlich eine überarbeitete nachhaltige Finanzstrategie vorlegen, die auf ihrem früheren Aktionsplan für nachhaltige Finanzen aufbaut. Mit der neuen Finanzstrategie sollen Kapitalströme umgelenkt und die sich für die europäische Wirtschaft aus dem Klimawandel ergebenden finanziellen Risiken gemindert werden. Eine transparente Unternehmensberichterstattung ist ein erster Schritt auf dem Weg zur Erreichung dieser Ziele.

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