Klimaschutz am Ätna – ein langjähriges Engagement trägt Früchte

von Sofia Shabafrouz, GIZ / EUKI

Bäume pflanzen, Gemüse anbauen, Abfälle kompostieren – Klima- und Naturschutz kann ganz konkret sein und Spaß machen. Dies vermitteln die Manfred-Hermsen-Stiftung und die lokale Naturschutzorganisation Giacche Verdi Bronte in Sizilien seit mehreren Jahren mit drei von der EUKI geförderten Projekten.

Veröffentlicht: 04. August 2022
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Seit 2005 setzen sich die beiden Partnerorganisationen in der nördlichen Ätna-Region für den Erhalt der Biodiversität über und unter der Erde ein. Ziel ist es, zwischen den zwei Naturparks Ätna und Nebrodi den Öko-Korridor für die Wildkatze zu erhalten und eine Klimagassenke durch gesunde Böden zu schaffen. Dazu beziehen die Partner die Landschaft prägenden kleinbäuerlichen Familienbetriebe ein und fördern sie. Die Region bereitet sich auf eine UNESCO-Nominierung für ein Biosphärenreservat vor. In diesen Rahmen betten sich drei EUKI-finanzierte Projekte zu Klimaschutz und Umweltbildung, Artenvielfalt sowie biologische Landwirtschaft ein. Die Manfred-Hermsen-Stiftung und Giacche Verdi Bronte erreichen mit ihnen Schulkinder und Jugendliche sowie die Gemeinden und Landwirt*innen vor Ort, aber auch internationale Freiwillige.

Wälder, Früchte, Humus – drei lehrreiche Projekte

Als erstes durch die EUKI gefördertes Projekt startete 2017 Boschi per la Biosfera – Wälder für die Biosphäre. 2.200 Schulkinder rund um den Ätna nahmen an einer Klima-Wald-Ausbildung teil. Sie wurden dazu ermutigt, Eichen und Ätna-Ginster auszusähen. Mit fast 2.500 gepflanzten Eichenbäumen konnten die Kinder selbst etwas zu gesunden Wäldern beitragen und erfahren, welche positive Rolle diese für das Klima spielen. Sie werden in den nächsten 40 Jahren 600.000 kg CO2 binden. Das zweite Projekt folgte ein Jahr später: Frutti per la Biosfera unterstützte lokale Produzent*innen, ihre Agrarprodukte zu vermarkten. Schulkinder befassten sich mit klimafreundlicher Ernährung. Sie lernten, dass vegetarische Nahrungsmittel, die passend zur Saison regional und biologisch angebaut werden, im Gegensatz zu Importwaren das Klima schonen. Dabei entstanden neun schulische Gemüsegärten. Die zwei Projekte kamen in den Schulen so gut an, dass diese sie die nächsten zwei Jahren auf eigene Kosten fortführten. 2021 bekam auch Humus per la Biosfera den EUKI-Zuschlag. Bei dem noch laufenden Projekt geht es darum, die Bodenfauna zur Bildung von Humus anzuregen. Humus garantiert Fruchtbarkeit und bindet Kohlenstoff, hilft also, Klimagase langfristig zu deponieren. Dafür führen die Projektmitglieder wissenschaftlich begleitete Experimente mit Eseldung, verkohltem Baumschnitt, Regenwurmkompost, Mäh-, Mulch- und bestimmten Anbautechniken durch und teilen die Erkenntnisse mit den Landwirt*innen und Agrarschulen. Außerdem regt das Projektteam Privathaushalte und Gemeinden zur eigenen Kompostierung ihrer organischen Abfälle an.

Über Unterricht in Schulen, umweltdidaktische Lehrpfade – auf informativen Tafeln präsentiert durch die Erdkröte oder Biene – sowie Aktivitäten im Schulhof oder in der Natur, erreichen die Themen auf spielerische Weise die Kinder der Region.

Die junge Generation einbeziehen

Die drei Projekte haben gemeinsam, dass sie neben der lokalen Bevölkerung auch internationale Freiwillige einbeziehen. Schulabgänger*innen und Studierende vorwiegend aus Deutschland, Europa aber auch anderen Ländern widmen sich mehrere Monate lang in Sizilien ganz praxisnah dem Natur- und Klimaschutz.

„Wir beziehen junge Volontäre ein, weil wir die nachfolgende Generation gerne motivieren und anregen wollen, sich an der Naturschutzarbeit zu beteiligen. Wenn sie bis zu einem Jahr bei uns bleiben, entwickeln sie sich persönlich weiter, treffen Entscheidungen für ihr Leben und machen sich Gedanken, wie sie ihren Alltag zukünftig nachhaltig gestalten können. Von Vielen haben wir auch die Rückmeldung, dass sie eine pädagogische oder naturschutzfachliche berufliche Laufbahn eingeschlagen haben.“

Stefanie Hermsen, Tochter des Stiftungsgründers und Projektkoordinatorin in Sizilien

Für die drei Projekte verließen bisher 71 junge Leute zwischen 18 und 30 Jahren ihr gewohntes Umfeld, um im Naturschutz und der Umweltbildung aktiv zu sein und etwas mit ihren Händen zu schaffen, zum Beispiel Bäume pflanzen oder Kompostkisten und Nistkästen bauen. Weitere 15 kommen in dem Humus-Projekt noch hinzu. Sie lernen neben Italienisch auch einen nachhaltigen Lebensstil, z.B. durch Einkäufe auf dem lokalen Markt. Fachlich geschult und dazu befähigt, beteiligen sie sich an Umweltworkshops und -führungen für Tausende von Kindern in Bronte und Umgebung oder tragen zu Studien über Umweltpraktiken bei. Nach zahlreichen Arbeitseinsätzen und Exkursionen kehren sie mit vielen Eindrücken und einem neuen Verständnis von Umwelt und Klima zurück, um diese auch andernorts zu schützen und sich als Multiplikatoren weiter zu engagieren.

Students in landscape
Landschaft Olivenfeld

„Wir haben ein wunderbares Projekt für die Kinder und den Planeten geschaffen. Ich war oft überrascht, wie neugierig und interessiert die Schüler waren. Vielleicht auch an uns jungen Fremden, die in ihre Schule kommen, um sie zu sensibilisieren.“

Hélène Sauvage, 26, Freiwillige aus Belgien mit einem Hintergrund in Immobilienwirtschaft

Eine bessere Zukunft schaffen

Bis zum Ende des laufenden Projekts werden die Manfred-Hermsen-Stiftung und Giacche Verdi Bronte insgesamt über 9.000 Schulkinder in 27 Kommunen mit den drei EUKI-Projekten erreicht haben. Über Lobbyarbeit konnten die beiden Partner auch ein intaktes Netzwerk mit 110 Bäuerinnen und Bauern aus der 120.000 Hektar großen Projektregion aufbauen. Sie werden in das laufende Humus-Projekt einbezogen. Darüber hinaus vertreten die Landwirt*innen ihre Interessen gegenüber der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP) und repräsentieren die langfristige Vision einer nachhaltigen und biodiversen Landschaft.

„Mit den drei EUKI-Projekten haben wir entscheidend zu einer umwelt- und klimafreundlichen Kultur im Projektgebiet beigetragen – bei Schulkindern und landwirtschaftlichen Betrieben. Es ist unglaublich befriedigend zu hören, dass viele Schülerinnen und Schüler auch noch Jahre später die vermittelten Ideen und Verhaltensweisen verinnerlicht haben und mit ihrem Freundeskreis und familiären Umfeld teilen. Einige von ihnen werden zukünftig unsere Region führen. Genauso wie die Landwirte und Landwirtinnen spielen sie eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel.“

Andrea Aidala, Projektleiter Giacche Verdi Bronte