Klimaschutz-Projekte und die Corona-Krise

Die Verbreitung von Covid19 ist eine Herausforderung für uns alle. Auch ein Finanzierungsprogramm wie die EUKI, das seinen Schwerpunkt auf Austausch und Vernetzung legt, spürt die Konsequenzen der Krise. Viele Klimaschutzprojekte der EUKI Community sind in ihrer Arbeit derzeit eingeschränkt.

Wir haben mit Projektverantwortlichen aus verschiedenen Ländern gesprochen und gefragt, wie sie mit der Situation umgehen, wie Zusammenarbeit im europäischen Klimaschutz aus dem Home Office funktionieren kann und welche Konsequenzen sie für die zukünftigen Anstrengungen im Klimaschutz erwarten.

Veröffentlicht: 08. Juli 2020
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Vierjan Pirsic auf Krk (c) Pirsic

Vjeran Piršić hat gemischte Gefühle bezüglich der Auswirkungen der Corona-Krise auf seine Arbeit auf der kroatischen Insel Krk. Im besten Fall, argumentiert er, könne die Krise in verschiedenen Bereichen ein Beschleuniger sein und den laufenden „Paradigmenwechsel hin zu einer umweltfreundlicheren Gesellschaft der von der jungen Generation in der Europäischen Union ausgeht“ – auch auf Krk – erleichtern. Ziel seines EUKI-Projekts Krk auf dem Weg zur CO2-neutralen und energieautarken Insel ist es, die Treibhausgasemissionen durch die Nutzung von Sonnenergie zu reduzieren. Die Insel hat sich zum Ziel gesetzt, die erste energieautonome Insel im Mittelmeerraum zu werden.

Alexandru Mustață aus Rumänien wagt einen positiven Ausblick. Die Milliarden hinter dem Green Deal könnten sowohl die Menschen als auch den Planeten gesund machen. Anstatt umweltschädliche Sektoren künstlich am Leben zu halten, sollten die EU-Mitgliedstaaten neue grüne Arbeitsplätze schaffen – die Krise könnte hierbei sogar den Weg ebnen. Er befürchtet aber, dass der wirtschaftliche Wiederaufbau als Vorwand für eine weitere Verzögerung beim Klimaschutz gebraucht werden könnte. Positiv bewertet er die Arbeit aus dem Home Office, die viele Flugreisen spare und die Arbeit ins Digitale verlege.

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Alexandru Mustață; Foto: privat
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Paula García Rodríguez; Foto: privat

Das Projekt YESclima bildet Studierende in Spanien und Griechenland als Durchführer von Energie Audits weiter. Die teilnehmende Studentin Paula García Rodríguez von der Universität Cádiz berichtet, dass viele Arbeitsschritte für das spanische Projektteam trotz der aktuellen Krise umsetzbar seien, da die Daten aus getesteten Gebäuden bereits vorlägen. Eine Studienreise nach Berlin mussten die Studierenden im März allerdings vorzeitig abbrechen. Projektleiter Francisco José Sánchez de la Flor sieht in der aktuellen Situation einen Mehrwert der Arbeit seines Projekts. Das Interesse an Einsparpotenzialen für Stromkostenkönne in einer wirtschaftlich schwierigen Situation möglicherweise sogar steigen.

Auch Dr. Radostina Primova vom bulgarischen Center for the Study of Democracy (CSD) betont, dass die Corona-Krise untrennbar mit ökologischen Faktoren verbunden ist, die auf europäischer Ebene diskutiert werden müssen. Sie bewertet das Arbeiten aus dem Home Office und die Weiterentwicklung von digitalen Arbeitsstrukturen als sehr positiv und hofft, dass die Krise eine positive Debatte zur Umstrukturierung von Arbeit und Wirtschaft anregen kann. Auf diese Weise berge die Krise das Potenzial, den Klimaschutz voranzutreiben und die lokale Wirtschaft der EU-Mitgliedstaaten zu stärken.

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Dr. Radostina Primova; Foto: privat
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Evi Tzanakaki; Foto: privat

Das Projekt BEACON fördert europaweit den Austausch und die Bewusstseinsbildung in Schulen und Kommunen. Aus Griechenland berichtet Evi Tzanakaki von CRES, dass die zahlreichen Vernetzungstreffen nun vorerst auf Eis gelegt seien. Wo möglich werde online weitergearbeitet. Sie hebt die Bedeutung von Finanzierungs- und Förderprogrammen für den zukünftigen Klimaschutz hervor.

Joanna Maćkowiak-Pandera von Forum Energii in Polen schrieb über die generellen Folgen der Krise für den Klimaschutz. Sie erwartet, dass der Druck zum Handeln für einige Zeit nachlassen, aber gleichzeitig nicht verschwinden wird. Die Corona-Krise zeige viel zu deutlich den Zusammenhang zwischen globaler Wirtschaft und globaler Umwelt. Der Druck auf den Energiesektor wird in der Krise steigen, wodurch Verbraucher profitieren und das Interesse an der Energiewende steigen könne.

Leea Mihaila vom Romanian Network for Energy Cities (OER) spricht über die Maßnahmen, die OER ergreift, um bestehende Netzwerke trotz Social Distancing zu stärken und Unterstützung auf die spezifischen Bedürfnisse der Gemeinden abzustimmen, mit denen sie zusammenarbeiten. In ihrem Bericht hebt sie die entscheidende Rolle und den Wert von Gemeinschafts- und Austauschaktivitäten für den Klimaschutz hervor und erklärt, dass die Krise auch das Potenzial birgt, mutige Entscheidungen für eine bessere Zukunft herbeizuführen – wenn wir unsere Prioritäten und Mittel überdenken.

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Leea Mihaila; Foto: OER

Die Ausbildung zum Energy Scout ist für junge Arbeitnehmer jetzt auch per Webseminar möglich. Einen erfolgreichen Testlauf führte das Projekt Young Energy Europe mit Projektmanagerin Dr. Krassimira Dimitrova im Bulgarien durch. Wichtig für Online-Trainings seien vor allem gute Hard- und Software. Der professionelle Austausch sei bei einer Gruppengröße von zehn Personen auch digital möglich. Verloren gehe allerdings der informelle Austausch in den Pausen, was die Schaffung von langfristigen Netzwerken erschwere.

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Aleksander Śniegocki; Foto: WiseEuropa

Trotz der Krise steht das Klimathema weiterhin auf der politischen Agenda, berichtet Aleksander Śniegocki von WiseEuropa in Warschau (Lesen Sie die aktuelle Studie von WiseEuropa hier). Er betont, dass der Klimadialog durch den Einsatz webbasierter Kommunikationsmittel partizipativer und umweltfreundlicher werden kann. Aleksander sieht einen entscheidenden Punkt für den Klimaschutz in der Vermeidung neuer kohlenstoffintensiver Investitionen in möglichen

Katalin Herner vom KÖVET-Verband, Ungarn, erklärt, warum und wann das ALLIES-Konsortium beschlossen hat, die auf Krk geplante Abschlusskonferenz des Projekts abzusagen und in eine Online-Konferenz umzuwandeln. Sie gibt einen Einblick, was von dem kommenden Online-Format zu erwarten ist, teilt Ratschläge für den Planungsprozess und betont, dass die aktuelle Pandemie einmal mehr die Unnachhaltigkeit unseres Lebenswandels offenbart.

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Katalin Herner; photo: KÖVET