Energiesicherheit in Europa – Nationale Perspektiven Teil 3: Rumänien
von Tanja Maximow, GIZ/EUKI
Der Einmarsch des Kremls in die Ukraine und die dadurch gestiegenen Preise für fossile Energieträger haben einmal mehr das Dilemma der europäischen Energieversorgung deutlich gemacht und den Ruf nach Energieautonomie in EU-Ländern laut werden lassen. Russlands Stopp der Gaslieferungen an Bulgarien und Polen ist nun ein weiteres Zeichen, welches hohe Risiko die Abhängigkeit von fossiler Energie für die europäische Versorgungssicherheit darstellt.
Nach Angaben der EU-Kommission sind 20 EU-Staaten stark auf Gas, Öl und Kohle aus Russland angewiesen. Etwa 40 % des in der EU verbrauchten Erdgases stammen aus der russischen Föderation. Immer mehr EU-Länder streben nun einen Ausstieg aus der russischen Energieversorgung an. Mit den Ausstiegsbestrebungen stellt sich auch die Frage nach der Energiesicherheit. Innerhalb der EU-Länder gibt es unterschiedliche Ausgangsbedingungen und Handlungsoptionen: Während die Europäische Union klar auf Energieeffizienzmaßnahmen, den Ausbau erneuerbarer Energien und die Diversifizierung von Energiequellen und -lieferwegen setzt, können einige europäische Länder ihre Energiesicherheit auf kurzfristige Sicht nur durch die Rückkehr zum Kohleabbau oder die vermehrte Nutzung von Kernenergie erreichen.
Auf der EUKI Academy Veranstaltung Russian Invasion of Ukraine: Implications of Energy Transition in CEE sprach Radu Dudău, Mitbegründer und Direktor der Energy Policy Group und Durchführer des EUKI Projekts Verteilung der CO2-Preislast in MOE zu Rumäniens Umgang mit der aktuellen Energiekrise und die nationalen Strategien zur Sicherstellung der Energieversorgung.
Rumänien: auf dem Weg zur Energieunabhängigkeit von Moskau
Rumänien ist als bedeutender Gasproduzent weniger abhängig von russischen Energiequellen, wie Radu Dudău Mitbegründer und Direktor der Energy Policy Group (EPG) im EUKI Academy Seminar Mitte März erläuterte. Dennoch dreht sich die politische Debatte im Land um die Frage der Energiesicherheit:
Rumänien will Alternativen zum russischen Gas finden und nach Lösungen zur Diversifizierung der Ressourcen und Lieferwege suchen. Um eine höhere Energieunabhängigkeit zu erreichen, hat Rumänien mit der Gasförderung auf einer Offshore-Plattform im Schwarzen Meer begonnen. Wie das rumänische Energieministerium Ende März bekanntgab, soll das Gas im nächsten Winter aus anderen Quellen stammen, darunter auch aus dem Schwarzen Meer.
Anfang Mai trat Rumänien der regionalen Taskforce bei, die Teil der Energiebeschaffungsplattform der EU ist. Der Zusammenschluss aus sieben südosteuropäischen Ländern hat das Ziel, die Energiesicherheit in der Region zu stärken, die Gas- und Stromverteilung zu diversifizieren und damit den REPowerEU-Aktionsplan zur Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland in die Tat umzusetzen.
Als weitere Maßnahme sollen in diesem Sommer neue Braunkohleminen in Betrieb gehen. Ein Vorhaben, dass wie Dudău betont die europäische Richtung, den Kohleverbrauch zu senken, einen Strich durch die Rechnung macht. „Wir sehen, dass die Regierungen die Absicht haben, den Braunkohleabbau und die Braunkohlekraftwerke so schnell wie möglich wieder in Betrieb zu nehmen, und zwar schon in diesem Sommer. Und das, obwohl wir in diesem Land versucht haben, aus der Braunkohle herauszukommen.“
Rumäniens großes Potenzial für erneuerbare Energien wurde in den letzten Jahren nicht genutzt. Seit sieben Jahren hat das Land keine nennenswerten Investitionen in erneuerbare Energien mehr getätigt:
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